謝盛友文集

創業,閱讀,思考,寫作
個人資料
謝盛友 (熱門博主)
  • 博客訪問:
歸檔
正文

卡夫卡《在法律門前》

(2008-02-21 00:12:15) 下一個


卡夫卡《在法律門前》

Vor dem Gesetz

Franz Kafka

法律門前


在法律門前,站著一個門衛。一個農村來的男人走上去請求進入法律之門。但是門衛
說,現在還不能允許他進去。那男人想了想,問是否以後可以進去。門衛說:“那倒有可
能,但現在不行。”看到法律之門像往常一樣敞開著,而且門衛也走到一邊去了,於是那男
人彎下腰,想看看門內的世界。這一切被門衛看見了,就笑著說:“如果它那麽吸引你,那
你倒是試試衝破我的禁錮進去呀,但是請記住,我很強大,而且我隻是最小的一個門衛。每
道門都有門衛,而且一個比一個強大,那第三個門衛就連我也不敢看他一眼。”困難如此之
大是那農村男人始料未及的,他以為法律之門對任何人在任何時候都是敞開的,但是現在當
他仔細觀察了那穿著皮大衣的門衛,看見他那尖尖的鼻子、黑而稀疏的韃靼式的長胡子,就
決定還是等下去為好,直到獲準進去為止。那門衛遞給他一隻小板凳,讓他在門旁邊坐下。
他坐在那裏日複一日,年複一年,做了很多嚐試想進去,並不厭其煩地請求門衛放行。門衛
隻是漫不經心地聽著,又問他家鄉的情況以及許多事情。他這樣不痛不癢地提問著,儼然一
個大人物似的,而最後卻總是說還不能允許他進去。那男人為這次旅行做了充分的準備,現
在他用一切值錢的東西來賄賂門衛。門衛雖然接受了所有賄賂,但卻說:“我接受禮物隻是
為了使你不致產生失去了什麽的錯覺。”多年過去了,這期間,那男人幾乎是目不轉睛地觀
察著門衛,他忘記了其他門衛的存在,似乎這第一個門衛是他進入法律之門的唯一障礙。他
咒罵這倒黴的遭遇。開始幾年,他的舉止還無所顧忌,說話嗓門高大,後來日漸衰老,就隻
有咕咕噥噥、自言自語了。他變得很幼稚,由於長年觀察門衛,所以連他皮衣領子上的跳蚤
也熟識了,於是他也請求它們幫忙,以改變門衛的態度。最後他目光黯淡,搞不清楚是四周
真的一片黑暗呢,還是他的眼睛出了毛病。不過他現在在黑暗中發現了一絲亮光,它頑強地
透過法律之門照射出來。現在他命在旦夕,臨死之前,過去的所有經曆在他的腦海裏聚成了
一個問題,這個問題他至今還沒有向門衛提出。他示意門衛過來,因為他身體僵硬,已經不
能站起來。兩個人身高的變化使那男人相形見絀,矮了一截,所以門衛必須深深地彎下腰,
然後問道:“現在你究竟還想知道什麽?”又說:“你太貪得無厭。”那男人說,“大家不
是都想了解法律是什麽嗎?為什麽多年以來除了我再無別人要求進入法律之門?”門衛發現
那男人已行將就木,為了能觸動他失靈的聽覺器官,就吼叫著對他說,“其實其他任何人都
不允許從這裏進去,因為此門隻為你一人所開。現在我要關門走人了。”
(溫仁百 譯)


Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also etwas später werde eintreten dürfen. "Es ist möglich", sagt der Türhüter, "jetzt aber nicht." Da das Tor zum Gesetz offen steht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehen. Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: "Wenn es dich so lockt, versuche es doch trotz meines Verbotes hineinzugehn. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen." Solche Schwierigkeiten hatte der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und lässt ihn seitwärts von der Tür sich niedersetzen. Dort sitzt er Tage und Jahre. Er macht viele Versuche, eingelassen zu werden, und ermüdet den Türhüter durch seine Bitten. Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, dass er ihn noch nicht einlassen könne. Der Mann, der sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um den Türhüter zu bestechen. Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: "Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu haben." Während der vielen Jahre beobachtet der Mann den Türhüter fast ununterbrochen, er vergisst die anderen Türhüter und dieser erste erscheint ihm das einzige Hindernis für den Eintritt in das Gesetz. Er verflucht den unglücklichen Zufall, in den ersten Jahren rücksichtslos und laut, später, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen. Schließlich wird sein Augenlicht schwach und er weiß nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird oder ob ihn nur seine Augen täuschen. Wohl aber erkennt er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Türe des Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange. Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstarrenden Körper nicht mehr aufrichten kann. Der Türhüter muss sich tief zu ihm hinterneigen, denn der Größenunterschied hat sich sehr zuungunsten des Mannes verändert. "Was willst du denn jetzt noch wissen?" fragt der Türhüter, "du bist unersättlich." "Alle streben nach dem Gesetz", sagt der Mann, "wieso kommt es dann, dass in den vielen Jahren niemand außer mir Einlass verlangt hat.?" Der Türhüter erkennt, dass der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an:" Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn."
(Franz Kafka, Sämtliche Erzählungen, hg. v. Paul Raabe, Fischer Taschenbuch 1078, Frankfurt/M. 1970, S.148-149)


*Die Erzählung „Vor dem Gesetz“ ist ein wichtiger Teil von Kafkas Roman „Der Prozess“. Dort wird die Geschichte Josef K. vom Gefängniskaplan erzählt und von diesem auch kommentiert. Aber die Geschichte wurde auch von Franz Kafka in die noch von ihm selbst veröffentlichte Sammlung "Der Landarzt" aufgenommen. Dadurch ist die Eigenwertigkeit der Erzählung auch von Kafka selbst herausgestellt worden.


[ 打印 ]
閱讀 ()評論 (5)
評論
目前還沒有任何評論
登錄後才可評論.