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《科學作為天職》

(2018-11-12 11:39:59) 下一個

https://soziologieblog.hypotheses.org/9727

1917年11月7日,馬克斯·韋伯在德國的慕尼黑大學向年青學子們做了《科學作為天職》的著名演講,這篇演講對科學工作及其與信仰和職業倫理的關係做了深刻而又有現實感的界定和剖析,影響了幾代人,也成了韋伯常銷不衰的代表作。

《科學作為天職》出版後不久,年僅56歲的韋伯就於次年不幸離世。但這篇不長的文章卻在德國學界引發了一場不小的爭論。來自詩人格奧爾格圈子的文人卡勒,在《科學作為天職》出版前,就大聲疾呼“科學的危機”(Die K risis der Wissenschaft, 1919年5月),但沒有引起太大反響。對大學中專業化科學的批評,在戰前就是受詩人格奧爾格(Stephen George)強烈影響的文人圈中屢見不鮮的話題。在推崇迷狂與靈感的詩人及其追隨者那裏,“靈魂的命運就取決於他是否對抄本此處的文本做出了正確的推測”這樣一種維拉莫維茨式的科學精神,太過技術化,缺乏人性和創造力。因此,當右翼文人克瑞克(Ernst Krieck)倡導“科學的革命”(Die Revolution der Wissenschaft,1920),卡勒立即撰文響應這一主張,並以此旗號抨擊以韋伯演講為代表的“舊科學”。正如特洛爾奇在評論中指出的,這篇文章,雖然言之尚未成理,但卻代表了戰後一代青年對“舊科學”的不滿。卡勒爾對科學的“貶斥”,表麵上是對韋伯演講的批評,實質卻是對大學和“舊科學”全麵宣戰的宣言,社會科學家薩爾茨撰文應戰,“捍衛科學”(Für die Wissenschaft gegen die Gebildeten unter ihren Verächtern, 1921),從而圍繞韋伯的演講展開了激烈的辯論。不僅熟悉韋伯思想的特洛爾奇與李凱爾特相繼加入卡勒爾與薩爾茨的爭論,青年文學學者庫爾提烏斯與資深的哲學家舍勒也貢獻了相當重要的意見。從這場爭論可以看出,洪堡一代在建立德國大學時倡導的自由“教化”(Bildung)的精神理想,處在專業化的職業要求與民族國家的精神使命的雙重壓力下,麵臨日益加劇的緊張與難以避免的分裂。這些爭論,在我們這裏,仍然具有不容忽視的思想意義。

Am 7. November 1917 trug Max Weber im Rahmen der Vortragsreihe „Geistige Arbeit als Beruf“ des „Freistudentischen Bundes Landesverband Bayern“ im Kunstsaal der Münchner Buchhandlung Steinicke seinen Aufsatz „Wissenschaft als Beruf“ vor. Dieser wurde 1919 erstmals veröffentlicht, seitdem in vielfacher Weise neu verlegt und ist mittlerweile in einigen Werken und Sammelbänden zu finden.

Max Weber (21. April 1864 – 14. Juni 1920), der als einer der vier Gründerväter der Soziologie und insbesondere als Begründer der Religionssoziologie gilt, war aber nicht nur Soziologe, sondern auch Jurist und Nationalökonom und hielt diesen Vortrag auf eigene Bitte hin. Die Thematik lag Weber durch seine eigene Tätigkeit als Wissenschaftler nahe und bietet mit diesem Aufsatz eine Darlegung seiner Sicht auf den wissenschaftlichen Betrieb und dessen Entwicklung zur damaligen Zeit um 1917 und die Jahre zuvor.

Die damals von Weber behandelte Thematik ist in der heutigen Zeit so aktuell wie eh und je und hat kaum etwas von seiner Brisanz verloren, da sich der wissenschaftliche Betrieb nach wie vor im Umbruch befindet – mit zahlreichen Entwicklungen und Tendenzen. Seine Fragen sind heute wie damals so aktuell, dass dieses Werk auch circa 100 Jahre später problemlos nachvollzogen werden kann. Er knüpft an die Diskussion um die Zukunft der Wissenschaft an und stellt sich die zentrale Frage, wie sich Wissenschaft als Beruf gestaltet und wie dieser zu verstehen ist, da sich das akademische Umfeld bereits zu wandeln begann. Dazu nennt Weber als Beispiel die zunehmende Orientierung am amerikanischen Modell, wozu die Überlastung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Form von Doppelbelastung aus Lehre und Forschung zu nennen ist, da anders als im ursprünglich germanischen Modell, in dem die Laufbahn zunächst als Privatdozent beginnt, der wissenschaftliche Nachwuchs von Beginn an eine Anstellung als Assistent erhält und in Folge dessen in seiner Freiheit eingeschränkt ist und nicht mehr lediglich sein eigenes Soll erfüllt, sondern ein in festen Strukturen vorgegebenes.

Max Weber argumentiert aus seiner noch sehr jungen soziologischen Sichtweise und aus dem Blick der Gesellschaft auf den akademischen Beruf. Er betrachtet dazu sowohl die Innen- als auch die Außenperspektive, wodurch deutlich wird, in welchem gesellschaftlichen Rahmen „Wissenschaft als Beruf“ sich bewegt. Aber er gibt auch einen tiefen Einblick in die Abläufe innerhalb der Mechanismen des Apparates Wissenschaft und seiner Institutionen. Aus nationalökonomischer Sicht argumentiert Weber, sich immer wieder auf den volkswirtschaftlichen Wert beziehend, mit den Kosten- und Nutzenaspekten der Wissenschaft und stellt das akademische System als Institution in Bezug zur Ökonomie. Der Aufsatz antwortet auf die gesellschaftliche Umstrukturierung und die Veränderungen, die sich bezüglich der Wissenschaft ergeben haben und nicht abgeschlossen sind. Weber kritisiert zwar die zunehmende Amerikanisierung des wissenschaftlichen Betriebs, jedoch nennt er an keiner Stelle Vorteile, wie beispielsweise die Anstellung in Form von Bezahlung für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Er bietet eine umfassende Beschreibung ihrer Entwicklung und Organisation sowie ihres Wertes innerhalb der Gesellschaft, wodurch der historische Aspekt, der bis auf die Anfänge im alten Griechenland zurückreicht, mit einbezogen wird und dabei auch frühe Philosophen wie Platon und Aristoteles – mit ihrer Auffassung und Manier – herangezogen werden.

Besonderes Augenmerk legt Weber auf die Klärung der Frage nach dem Sinn der Wissenschaft und zieht dazu Vergleiche zu anderen gesellschaftlichen Bereichen, wie beispielsweise der Politik, heran. Die Neutralität der Wissenschaft leitet er aus ihrer historischen Entwicklung ab, wozu er sich auf das veränderte Bewusstsein, besonders mit dem zunehmenden Effizienzdenken und dem Umbruch im Verständnis durch beispielsweise Sir Francis Bacon beruft. Dieser hat die quantitative Orientierung den Geisteswissenschaften begründet und dazu die vier Idole als Gefahr für wissenschaftliche Neutralität verfasst. Er zieht eine klare Trennlinie zwischen persönlicher Involviertheit und wissenschaftlicher Neutralität und beantwortet den Sinn der Wissenschaft damit, dass sie lediglich die Methoden bereitstellt, wie das Erheben und Auswerten von Daten, die ein Abbild der Realität darstellen sollen, woraus Schlussfolgerungen hervorgehen können, aber keine Auffassungen, wie es zum Beispiel die Politik tut. Ebenfalls greift Weber in seinem Werk den wissenschaftlichen Fortschritt auf und argumentiert, dass nur durch Spezialisierung Erkenntnis möglich sein kann. Dieser Punkt ist damit verknüpft, dass er Erfolg als eine Kombination aus Zufall, also Glück der Umstände, und eben auch dem nötigen Tiefgang sieht. Damit meint er, dass akademischer Erfolg nicht rein der Eignung oder des Fleißes zugeschrieben werden kann, was für ihn unabdingbare Grundvoraussetzungen darstellen, sondern der Zufall die entscheidende Komponente ist, die nicht zwingend mit der Eignung korreliert, sodass häufig Fehlgriffe in der personellen Besetzung möglich sind. Ebenfalls sei das Gebot der Neutralität nicht absolut durchsetzbar, da der Faktor der Sympathie nicht ausschaltbar sei, denn es handle sich um Menschen, die Entscheidungen treffen. Besonders markant ist Webers Vergleich zum amerikanischen System, welches er immer wieder aufgreift, um die Entwicklung deutlich zu machen, dass das deutsche Hochschulsystem sich dem amerikanischen nach und nach anzunähern denkt.

Die Thematik ist trotz der 100 Jahre, die zwischen dem Verfassen des Aufsatzes und des Verfassens dieser Rezension vergangen sind, so hochaktuell, als ob es keine zeitliche Verzögerung gegeben hätte. Der/die Leser_in erhält den Eindruck, als handele es sich bei dem Aufsatz um eine Schilderung aus der heutigen Zeit. Die Parallelen, die die Schilderung der damaligen Zeit verglichen mit heute aufweist, sind unübersehbar und in jeder von Webers Argumentationslinien und aufgegriffenen Punkte so aktuell, als wären sie auf die jetzige Zeit geschrieben. Bereits die zu Beginn erwähnten Veränderungen im Hochschulwesen, die im Gange seien und sich nahezu vollständig an den USA orientierten, ist eines der aktuellen Themen der Bildungspolitik, die mit der Bologna-Reform einen wichtigen Schritt in diese Richtung gemacht hat. Ebenfalls sind die Schilderungen über den Ablauf eines Werdegangs im Hochschulbereich eins zu eins auf die aktuelle Zeit übertragbar, auch hierbei hat sich nichts geändert. Immer noch sind es maßgeblich der Zufall und vorteilhafte Bedingungen, die akademischen Erfolg begünstigen. Vor allem aber sind die Drittmittel, die Weber erläutert, das zentrale Problem, das aktuell die deutsche Hochschullandschaft beschäftigt. Des Weiteren ist der Ruf nach Spezialisierung heute nach wie vor sehr laut. Ich hingegen sehe aber gerade in diesem Punkt einen wesentlichen Fehler, den sowohl Weber als auch das heutige Gesellschaftssystem machen. Denn Weber begründet Fortschritt durch Spezialisierung. Diese Annahme ist auch heute ein Axiom. Die aktuellen gesellschaftlichen Tendenzen zeigen allerdings Gegenteiliges. Durch den bereits erreichten Grad an Spezialisierung ist ein Überblicken des gesamten Feldes nicht mehr möglich, so dass zwar ein jeder sich zum Spezialisten berufen fühlt, aber dabei den Sinn und das Gespür für die Verwendbarkeit und die Einordnung seiner Arbeit in das Gesamte verliert: Es fehlt an Generalisten, die die Ergebnisse verknüpfen und diese Übersetzen können, sodass Verständigung möglich ist. Das zeigt sich besonders deutlich an der gestiegenen Nachfrage nach Personal, die in mehreren Bereichen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen und die klaffenden Lücken füllen sollen, die bei der Zusammenarbeit mehrerer Disziplinen in der Kommunikation entstehen, da Forschung nach wie vor interdisziplinär ausgelegt ist. Diesen Punkt erwähnt Weber ebenfalls kurz – allerdings aus einer eher ablehnenden Perspektive.

Es bleibt also die Frage offen, inwiefern der inzwischen erreichte Grad der Spezialisierung noch ertragreich für die Gesellschaft ist oder ob der Zenit nicht bereits längst überschritten wurde, sodass das allseits gewollte und ausgebreitete Spezialistentum mehr gesellschaftlichen Verlust zur Tage fördert, als es ihr nutzt. Das Grundverständnis für Interdisziplinarität geht verloren, ist aber notwendig, um Ergebnisse aus verschiedenen Bereichen ertragreich zu einem Gesamten zu verbinden. Jeder, der nur in seinem Viereck bleibt und kein grundlegendes Verständnis mehr aufbauen kann für das, was neben ihm geschieht, wird blind sein für die Ergebnisse, die andere Disziplinen zeigen; die möglicherweise der entscheidende Eckpfeiler sind, das fehlende Stück darstellen, was einem selbst für den Fortschritt in der eigenen Disziplin fehlt. Es ist vergleichbar mit sich ähnelnden Gedanken, die in unterschiedlichen Sprachen verfasst sind und durch fehlende Sprachkenntnisse niemals das Werk des anderen zu verstehen vermögen, obwohl sich diese beiden Werke wunderbar ergänzen und nur in Kombination einen wirklichen Fortschritt bedeuten würden.

Zur Autorin:

Cornelia Pauels, 27, studiert BWL, VWL und Sozialwissenschaften (Bachelor) an der Universität Trier und Psychologie (Bachelor) an der Fernuniversität Hagen. Daneben arbeitet sie als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl Ethnologie an der Universität Trier. Zu ihren wissenschaftlichen Interessenschwerpunkten zählen: Wirtschaftssoziologie, Mediensoziologie, Netzwerkforschung und Migrationsforschung.

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